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Ländliches Leben

Womit erwirtschafteten unsere Bauern im vorigen Jahrhundert ihr Einkommen?

Bis ca. 1900 war es der Hanfanbau. Ein Brechhäusl stand in der Kleblmühler Strasse zwischen den Anwesen Kölbl und Friedl. Danach wurde die Konkurrenz so groß, dass dieser Anbau sich nicht mehr lohnte.
Obstbäume wurden gepflanzt um den Eigenbedarf zu decken. Später erzielte man mit Spalierobst höhere Ernten. Heute gibt es noch älteren Baumbestand in den Obstgärten von Bart Anton und Weber Alfred. Die erst vor wenigen Jahren angelegten Obstgärten von Friedl Josef und Raab Anton vervollständigen das Bild von Lichteneck.

Holz war über Jahrzehnte eine sichere Einnahmequelle. Es gab: Bauholz, das an privat verkauft wurde, Stammholz (Blochholz), dessen Abnehmer die Sägewerke waren, Papierholz, das in der Papierfabrik Kehlheim Verwendung fand und Schleifholz, das in der Heraklid-Fabrik in Simbach a. Inn weiter verarbeitet wurde.


Getreideanbau wurde für den Eigenbedarf betrieben. Die größeren Bauern verkauften es auch an Müller weiter.

In den 1920-ger Jahren besuchte der Jungbauer Kronschnabl Matthias zwei Jahre die Landwirtschaftliche Berufsschule, auch Winterschule genannt, in Deggendorf. Er schloß sie mit Erfolg ab und die erworbenen Kenntnisse sollten bald Früchte tragen. Ab dieser Zeit wurde die Düngung der Wiesen und Felder wesentlich verbessert. Konnte man es sich finanziell erlauben, kamen Kalk, Kali und Stickstoff, später auch Kunstdünger zum Einsatz. Aus Grünflächen wurde Ackerland. Die Folge waren reichere Ernten. So kam es, dass beim Kronschnabl außer seinen zwei Mägden und seinem Knecht zur Erntezeit auch mehrere Gelegenheitsarbeiter ihr Geld verdienen konnten.
Die Pferde und später auch der Bulldog - den ersten kaufte sich der Hias 1951 (er hatte 18 PS) - zogen nicht mehr die hölzernen Geräte, sie wurden durch neue aus Eisen ersetzt.
Um 1940 schafften sich 5-6 größere Bauern (Bart, Friesl, Fuchs, Kronschnabl, Schmeller, Weber) eine große Dreschmaschine an.(Foto einfügen) Die kleineren Bauern schlossen sich ebenfalls zusammen und erstanden eine kleinere Dreschmaschine. Das brachte eine bedeutende Arbeitserleichterung mit sich.
Bis ungefähr 1960 wurde das Getreide (ca. 250 Zentner) auf dem Dachboden des Wohnhauses getrocknet. Man trug es in Säcken hoch, musste es immer wieder umschaufeln und bei Bedarf wurde es wieder runter gebracht. Erst später wurde es in der Scheune gelagert. Bekannt ist der „Troatbodn" ein gesondertes Getreidelager.

Kartoffeln baute man für den Eigenbedarf an. Der Pflug zog die Zeilen, die Kartoffeln wurden mit der Hand hinein gelegt und danach wurden die Nester manuell zugehäuft. Um 1955 kam die Kartoffel-Legemaschine auf.
Diese wurde von einem Traktor gezogen, konnte zwei Zeilen auf einmal legen und die Kartoffeln danach mit Erde bedecken. Auf der Maschine saßen zwei Frauen, die sie mit Kartoffeln versorgten.
Der Kartoffelroder erleichterte die Ernte, indem er die Kartoffeln herausschleuderte, doch mussten sie nach wie vor mit der Hand aufgelesen werden. Erst 1965-1968 gab es den Vollernter, den sich die Bauern vom Maschinenring ausliehen.
Der Kartoffelanbau war recht arbeitsintensiv. Nach der Aussaat musste man im Sommer die Pflanzen zwei Mal häufeln, die kranken Pflanzen ausreißen und nach der Ernte ging es weiter. Biebl Willi erinnert sich, dass sein Schwiegervater (Kronschnabl Matthias) unter der Scheune einen großen Kartoffelkeller für die Saatzuchtvermehrung baute. Dieser war klimatisiert (mit einem Dunstabzug versehen) und derart gebaut, dass sogar ein LKW hinein fahren konnte. Hier wurden die 1200-1500 Zentner geernteten Kartoffeln gelagert. Diese mussten während des Winters drei Mal umgeschaufelt werden und die angefaulten aussortiert. Das war über 10 Jahre die Aufgabe von Biebl Willi, wenn Schlechtwetter die Arbeit auf dem Bau nicht zuließ. Später besaß der Kronschnabl-Bauer eine Sortiermaschine. Auf einem Förderband wurden die Kartoffeln zwei Mal vorsortiert und beim dritten Mal eingesackt. Diese besonderen Kartoffeln wurden durch die BayWa Grafenau bis nach Italien und Frankreich vermarktet. 1964 kostete ein Doppelzentner Saatgut 108,-- DM. Der Bauer erhielt nach der Ernte 8-9 DM pro Zentner. Die Saatzuchtvermehrung wurde auch von Bart Anton betrieben. Er kaufte zusammen mit Kronschnabl Hias eine Sortiermaschine, gab jedoch wegen des großen Arbeitsaufwandes die Saatzuchtvermehrung bald auf.

Viehzucht war ein anderes Standbein unserer Bauern. Einen der modernsten Kuhställe besaß der Kronschnabl Hias. Er wurde 1961 geplant und 1963 von der Firma Hölzl fertig gestellt. Für die Kühe gab es Fressgitter, damit das Futter nicht auf den Boden fallen konnte und der Mist fiel über eine Schwemmentmistung in die 200 m³ große Güllegrube. Seit 1953 gab es in der Scheune einen Heugreifer, der an einer 25 Meter langen Schiene längs der Scheune lief. Damit wurde das Heu auf den Heuboden (Übertennd) gelagert. Dieser wurde 1963 im Zuge der Modernisierung durch ein 8 Meter hohes Holzsilo für Grünfutter ersetzt. Dieses wurde beim Einlagern mittels eines Gebläse befüllt. Das brachte eine beachtliche Arbeitserleichterung, doch die Arbeiter mussten während des Befüllens sehr viel Staub einatmen. Es sprach sich herum, dass es in Lichteneck beim Kronschnabl Hias den modernsten Kuhstall im Umkreis von 100 km gab. So kam es, dass 1963 Bauern aus der Umgebung zur Besichtigung in unser Dorf kamen.

Der Hias besaß außer seinen Kühen auch 4 Pferde. Eines davon hat eine ganz besondere Geschichte. Es war das Reitpferd seiner Tochter Kathlein. Foto einfügen Während des Trubels bei einer Pferdeausstellung in Regensburg legte der Hengst ein bewundernswert souveränes Verhalten an den Tag, so dass ein begeisterter Amerikaner den „Hans" vom Platz weg kaufte und nach Amerika mitnahm.

 



Quellen:
Willi Biebl

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