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Dorfleben und Geschichten – Geschichten  von Biebl Willi

 

Blatt 1

Das Dorfleben spielte sich ziemlich geregelt ab. Es war ein Wirtshaus vorhanden, wo sich die Älteren und Bauern trafen (Gasthaus Weber).

Kegelbahn

Auch eine Kegelbahn gab es beim Schwankl droben (Hausstelle Schwankl Katharina), wo sich an Wochenenden die jungen Burschen trafen.

Dorfladen

Im Dorfladen beim Schneider Katherl (Kronschnabl Leokardia) trafen sich die Frauen und Mädchen zum Einkauf und Ratsch.

Im Winter kamen auch einige Männer beim Schneider Hans (Kronschnabl Johann), wo es schön warm war, in der Schneiderei zum Karten spielen zusammen. Einige Jahre gab es auch einen zweiten Laden in Lichteneck, beim Weber Xaverl / Weber Liese (Eltern von Karl-Heinz Weber) in der heutigen Bergstrasse drunten.

[Anmerkung Sommer: Hilde Weber erzählte, die Frauen erfuhren beim Einkaufen beim ‚Katherl’ vom Schneider Hans immer die Sachen, die am Stammtisch besprochen worden waren, aber von den eigenen Männern zu Hause ned erzählt wurden]

 

Hochzeiten und Junggesellenabschied

Hochzeiten wurden im Webersaal gefeiert, das Brautstehlen wurde immer beim Bart Anton in der großen Stube, mit selbst gemachtem Wein und Schnaps gefeiert.

In den 50iger Jahren gab es auch noch Dreschersuppen, die beim jeweiligen Bauern abgehalten wurden, bei dem auch die Habergeis mit Bock erschien (Spiel). Ende der 50er Jahre bis Mitte 60er wurde beim Weber anfangs jeden Sonntag, später alle 14 Tage ein Ball abgehalten. Es spielten die damals im ganzen Wald bekannten Tanzkapellen wie Lomizki aus Frauenau, Schuster Spiegelau, Violetta Grafenau. Der Besuch aus Nah und Fern war enorm.

Die Jugend hatte viel Abwechslung, viele Hochzeiten kamen zustande. Auf 10 Jahre 9 Hochzeiten zwischen Lichteneckern und Schönangerern (Blutauffrischung für Lichteneck).

 

Blatt 2

Anfangs kamen auch aus den Dörfern Kirchl, Schönbrunn, Hohenau und Ringelai einige Raufbolde zum stänkern und raufen, was ihnen der alte Weber Albert mit seinem gefürchteten Ochsenfiesel (getrockneter Ochsenschwanz) und seinen Söhnen Albert und Wilhelm bald ausgetrieben hatte.

Die männliche Dorfjugend traf sich fast täglich beim Schmeller, wo sie sturmfreie Bude hatten. Hier wurden Scherze getrieben, Streiche und kleine Lumpereien ausgeheckt.

Auch die Junggesellenabschiede wurden beim Schmeller gefeiert und das sehr feucht fröhlich.

So geschehen beim Junggesellenabschied vom Braumandl Hans. Der Alkohol zeigt weit nach Mitternacht Wirkung und der Hans schlief auf dem Kanapee ein. Um 4 Uhr früh stand er plötzlich auf, ging kopflos in der Stube herum, bis er die Tür fand. Er ging aber nicht weiter zur Haustür, sondern in den Stall. Als dies die anderen sahen, eilten sie ihm nach. Der Hans stand vor dem Saustall und zog die Schuhe aus, stieg über das Brett zu den Säuen, Als er anfing, den Gürtel zu öffnen, grunzte ein Schwein und er hatte plötzlich nasse Strümpfe und Füße. Wie der Blitz sprang er aus dem Saustall und weg war er. Er hatte anscheinend geglaubt, er befände sich vor seinem Bett. Dieses Erlebnis musste sich der Hans lange und oft anhören.


Blatt 4

Der Zusammenhalt im Dorf war eigentlich immer seht gut. War es der Kauf von größeren Maschinen taten sich immer mehrere zusammen, um rentabel zu sein. Bei der Ernte, beim Dreschen, beim Wasserleitungs- und Wegebau, immer half alles zusammen.

 

Bei der Kapellenrenovierung war vom Handlanger bis zum Facharbeiter jeder da, wenn er benötigt wurde. Der Kreuzweg wurde von den Frauen Marianne Rothkopf, Kathlein Biebl und Marika Braumandl neu gemalt (Hinterglasbilder). Die Rahmung und Verglasung übernahm Kronschnabl Muck.

 

Als ein Autofahrer das Bushäusl bei der Kapelle zerlegte, wurden von der Dorfgemeinschaft zwei Neue gebaut. Die Fundamentplatten übernahm die Stadt Grafenau, das Holz spendeten Kronschnabl und Bart, den Bau das Dorf. Die Häuschen waren so gelungen, dass sie von vielen anderen Dörfern nachgebaut wurden.

 

Auch eine Eisbahn wurde gebaut, 4x25 Meter groß. Den Grund stellte Kronschnabl Georg kostenlos zur Verfügung, die Planierarbeiten erledigte der Dorfverein. Das Einschweißen der Stahlwanne übernahm Max Kronschnabl mit einigen Helfern.

 

Als die Stadt Grafenau die Pflege des Dorfangers aufsagte, wurde auch das von den 3 Dorfvereinen übernommen (Dorfverein, Schützenverein, Kulturverein). Anfangs wurde das Mähen mit privaten Rasenmähern gemacht, Später kaufte man zusammen mit Christian Hobelsberger (Schmeller) einen Selbstfahrer Rasenmäher Bulldog.

 

Blatt 5

Auch die Zusammenarbeit von Jung und Alt harmonierte gut. Bis auf zwei Mal.

Wia da Maibaum auf m Greiner Häusl landt zum Ersten…

Man traf sich Samstagnachmittag zum Maibaum umlegen. Der Standort war damals auf der Westseite des Angers, an der Straßenböschung zwischen Greiner-Häusl und Hauptstraße. Es war eigentlich ein Dreckloch (Wasser). Es musste ein dreiviertel Meter Erdreich abgegraben werden. Die Älteren zogen sich zurück und meinten alle könnten sowieso nicht graben, nur drei junge Buben blieben übrig, die waren sehr stolz, dass sie diese Arbeit machen durften. Es wurde ihnen aufgetragen nur das Erdreich und keine größeren Steine zu entfernen  und dann den Älteren Bescheid zugeben. Die saßen gemütlich beim Weber und konnten den Buben bei der Arbeit zusehen, die mussten immer wieder Wasser aus dem Loch schöpfen, um arbeiten zu können. Im Eifer merkten sie nicht, dass sie schon tief waren, und auch Steine entfernten, was sie nicht sollten. Nach einer guten Stunde mussten die Älteren vom Wirtshaus aus zusehen, wie sich plötzlich der ungesicherte Baum Richtung Greiner-Häusl neigte, auf die Hochspannungsleitung fiel, die Schift (Spitze) abbrach, den Dachvorsprung streifte und zu Boden krachte, da wurden auch die Älteren flink. Zum Glück gab es keinen Personenschaden. Sachschaden an der Stromleitung mit Dachständern ca. 2000.- DM, das Dach wurde selber gerichtet, den Leitungsschaden regelte der Weberwirt mit OBAG und seiner Haftpflicht Versicherung. Wieder mal Schwein gehabt. Aber nichts dabei gelernt, weil …

 

Blatt 6

… und zum zweiten…

Zwei Jahre später passierte das ganz Gleiche noch mal, derselbe Ablauf. Der Sachschaden war geringer, die Hochspannungsleitung hatte standgehalten, der Schaden am Greiner-Häusl war größer, konnte aber selber gerichtet werden. Aber ein Personenschaden war zu beklagen.

Die Greinerin saß mit ihren Alfred vor der Haustür und die beiden mussten mit ansehen wie der Baum Richtung Haus fiel und das Dach streifte. Die Greinerin erzählte noch nach Jahren, sie habe einen Herzstillstand dabei erlitten und das laufe ihr immer noch nach.

Ende gut. Alles gut.

Noch am selben Tag wurde ein anderer Standplatz für den Maibaum beschlossen (Ende des Drecklochs). Der neue Standort wurde der obere Dorfanger vor dem Kronschnabel Haus. Noch im selben Jahr wurde im Herbst ein 2 Meter tiefes Loch gegraben und ausbetoniert. Von nun an wurden die Jungen nicht mehr allein gelassen, und Alle halfen wieder fest zusammen, auch im Dreck, was auch heute noch so ist.

Auch die Rentner lassen sich nicht lumpen, wenn sie gebraucht werden vom Dorfverein, Schützenverein und Kultur z’Lichteneck sind sie zur Stelle, wenn nötig um im ihre Meinungen und Erfahrungen gefragt, und ihre Mitarbeit ist selbstverständlich.

 

Blatt 7

Es hat aber in Lichteneck nicht nur Friede und Eintracht gegeben, und die Meinungen liefen oft weit auseinander.

Zum Beispiel bei der Flurbereinigung in den 60er Jahren, oder beim Bau des Kinderspielplatzes im südlichen Dorfanger.

Auch bei der Dorferneuerung, als es um die Kosten und Grundstücksabtretungen ging, waren die Meinungen weit auseinander und die Meisten auf den Rückzug. Am Ende waren nur 4 Anlieger,  maßgeblich und die Stadt Grafenau noch dafür. Laut Oberbaurat Wufka vom Amt für Ländliche Entwicklung, wäre die Maßnahme ins Wasser gefallen, wäre Georg Kronschnabl nicht zum Abriss seiner Doppelgarage und der Verlegung der nördlichen Dorfangerstraße auf sein Grundstück bereit gewesen. Den Grund gab er kostenlos an die Stadt Grafenau ab, dass es noch klappte. Auch hier wieder „Ende gut, alles gut.“

Stammtisch

Am Stammtisch wurde oft heiß diskutiert und gestritten, überhaupt, wenn es um die Politik ging wurde es auch brenzlig. Einmal hat es sogar Feuer gefangen. Der Lehmann Walter und der Nierke Helmut, zwei sehr gute Freunde, die täglich 2 Stunden auf der Hausbank (Rentnerbäng) beisammen saßen, kamen so ins Streiten, dass plötzlich der Nierke auf dem Fußboden saß. Der Lehmann hatte ihm eine geschmiert. Aber wie heißt es, gute Freunde kann niemand trennen … 2 Tage später saßen sie schon wieder auf der Hausbank beisammen, ratschten und tranken ihr Bier. Vergangen, vergessen, vorüber …

 

Blatt 8

Der Feldtanzer Xaverl

Auch die Bauern hatten ihren eigenen Treffpunkt, das Michbangerl, wo sie alle Tage die Milchkannen hinbringen mussten, es gab noch keinen Trankwagen. Hier wurden immer Neuigkeiten ausgetauscht und auch geratscht wer Zeit hatte, etwas wissen oder loswerden wollte. Eines Tages kam der Feldtanzer angeschossen: „Manner heit han i koa Zeit i muaß glei hoam, bei mia wird eine Kalbin mütterlich, die kann ich nicht allein lassen…“ (Anmerkung Sommer: es geht um den Ausdruck: bei mir wird a Kalbin mütterlich… der blieb im Gedächtnis hängen)

Als der Feldtanzer Xaverl Bürgermeister war, schlief er nach einem arbeitsreichen Tag bei der Gemeinderatssitzung ein. Die Räte diskutierten immer heftiger und lauter werdend weiter, bis der Xaverl aufwachte. Dieser wollte sofort schlichten, bekam aber kein Gehör. Da sprang er plötzlich auf und schrie: „Die Sitzung ist geschlossen, wart’s eng helf ich“  und fort war er.

Die Gemeindearbeiter waren beim Wegeeinsanden in den Langäckern und hätten eine Walze gebraucht, da kam der Xaverl daher und meinte: „Was sag ich den schon lange, a Waizerl brauch ma! Schaut’s a moi mir hama a Gemeinde die reicht von Horizont zu Horizont, a Waizerl muss her!

Dem Feldtanzer, dem Friedl Lois und dem Kölbl ihre Häuser konnten in den strengen Wintermonaten oft 2-3 Monate nur zu Fuß oder auch Schiern erreicht werden.

Wer ein Fahrzeug hatte musste es (über den Winter) am Dorfanger abstellen. Ab dem Anwesen Fuchs (Erwin) war die Straße bis zu teilweise 4 m zu. [Anmerkung Sommer: wenn’s im Winter richtig wachelt, kommt auch heutzutage kein ‚normales’ Räumfahrzeug ohne Fräse durch die Verwehungen]

Blatt 10

Der Raketenbäcker

Lichteneck hatte anfangs der 70iger Jahre, sogar eine Bäckerei, (den Raketenböcka) in der Siedlung unten. Er wurde auf Grund seiner großen Satzstangen so genannt, auch heute noch. Es dauerte nicht lange und er hat ein Cafe angegliedert (Cafe Rotkopf). Aus dem Cafe wurde bald ein Wirtshäusl und die Bäckerei eingestellt. Es wurde so eine Art Filiale der Bäckerei Bloch, Grafenau, wo der Raketenbäcker dann arbeitete. Seine Frau Luis, schmiss zu Hause den Laden.

Das Wirtshäusl wurde von den Siedlungern gut angenommen, es gab auch einen Stammtisch, kleinere Feste gefeiert, sogar einen Maibaum stellten sie auf. Aber wie es halt so ist, kamen auch von auswärts Gaste, auch Rowdies und Trunkenbolde, so war es bald mit der Gemütlichkeit vorbei. Die Einheimischen, vor allem die Älteren, blieben weg. Es half auch Nichts mehr, wenn er einen  Kinderfasching machte, der war anfangs immer brechend voll und sehr beliebt im ganzen Dorf. Die Besucher blieben aus, auch die meisten Stammgäste. Die noch verkehrenden Gäste, hauptsächlich Junge, waren Radaumacher und Säufer von überall her. Das Geschäft bröckelte, dem Wirtshäusl wurde nun eine Art Dorfladen angegliedert, ging auch nicht gerade gut und so musste nach ca. 20 Jahren die Ära „Raketenböcka“ geschlossen werden.

Das Haus wurde verkauft, und für Wohnungen umgebaut. Wird im Dorf heroben was erzählt von der Siedlung unten und man weiß nicht genau wo, sagt man einfach in der Nähe von „Raketenböcka“.

 

Blatt 11

Pension Fuchs

Aus einem kleinen Einfamilienhaus wurde eine Pension mit ca. 60 Betten, die Pension Fuchs.

Erster Bauabschnitt, das kleine Häusl wurde aufgestockt und 8 Fremdenzimmer eingebaut. Nach ein paar Jahren wurde Grund dazugekauft und wieder 5 Fremdenzimmer mit Balkon errichtet. Nun war es schon eine Pension für ca. 30 Gäste, mit Frühstück und Abendessen. Die Pension Fuchs hatte sich bald einen guten Ruf erarbeitet und war in der Saison stets ausgebucht.

1994 wurde die Pension auf ca. 60 Betten ausgebaut mit großem Speisesaal, Rezeption und Fernsehraum. Im Keller wurde noch ein kleines Wellnesscenter errichtet. Doch die Zeiten und die Menschen ändern sich, die Gäste blieben aus und die Pension musste 2012 verkauft werden.


 


 



Quellen:
Biebl Wilfried

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